Hier finden Sie den aktuellen Elternbrief der Schulleitung vom 06.11.2023.

Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,

leider stellt sich im Moment eine sehr undifferenzierte Bedrohungslage bezgl. unseres Erinnerungsgangs dar. Es deutet mehr und mehr darauf hin, dass zusehends Einzeltäter, sei es religiös-politisch radikalisiert, sei es als Nachahmer, auf der Bühne erscheinen. Der Verfassungsschutzpräsident Thüringens hat auf die hochemotionale Lage hingewiesen und vor landesweiten, antisemitischen Anschlägen gewarnt (https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-100.html#antisemitische-anschlaege).

Auch in unserer Stadt Oldenburg besteht zurzeit eine eher unklare Sicherheitslage. Unter anderem trägt die für das vorvergangene Wochenende geplante „Pro-Pälestinensische“ Demonstration und die mit ihrem Verbot einhergegangene Drohung, für „Überraschungen“ zu sorgen, keineswegs zur Entspannung bei. Konkret sehe ich mich in dieser Situation als Schulleiter der OBS Osternburg außerstande, die Verantwortung für das Wohl und die Unversehrtheit unserer Schüler*innen und aller Kollegen*innen und Mitarbeiter*innen zu übernehmen. Einerseits.

Anderseits aber sehe ich mich als überzeugter Demokrat und Verfechter unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gerade zu in der Pflicht dazu, (nicht nur) am kommenden Freitag ausdrücklich Farbe zu bekennen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir als Mitbürger*innen die moralische und tatsächliche Verpflichtung haben, für die Gleichberechtigung aller und gegen Gewalt aufzustehen. Wir, die viel zu oft schweigende Mehrheit (!), haben jetzt sehr deutlich zu machen, dass wir uns auf keinen Fall von unserer demokratischen und Gewalt ablehnenden Gesinnung abbringen lassen. Wir dulden keine Aggression gegen unsere Mitbürger*innen, Kollegen*innen und Freunde*innen. Unter anderem der Bundeswirtschaftminister und Vizebundeskanzler hat zu der aktuellen Situation in Israel und Palästina sehr deutlich Stellung bezogen: „Antisemitismus ist in keiner Gestalt zu tolerieren!“ (https://twitter.com/BMWK/status/1719757619471008148?s=20).

Ich schließe mich dem vollumfänglich an und meine, wir dürfen jetzt auf keinen Fall vor irgendwelchen Drohungen einknicken – vielmehr müssen wir durch unsere Teilnahme am Erinnerungsgang jetzt aktiv und unmissverständlich Zeichen setzen!

Der Erinnerungsgang am kommenden Freitag wird dementsprechend nicht wie geplant als Pflichtveranstaltung stattfinden: Schüler*innen und auch Kollegen*innen entscheiden also in eigener Verantwortung über ihre Teilnahme, das Programm bleibt so weit wie möglich unangetastet. Der Unterricht am Vormittag findet nach Plan statt.

Da dieser Termin ja bereits seit langer Zeit feststeht, erhoffe ich mir am Nachmittag eine hohe Teilnehmer*innenzahl und zähle auf das Verantwortungsbewusstsein aller aufrechten Demokraten*innen. Erinnere dich, um …

Ich wünsche allen bis dahin eine gute Zeit,

herzliche Grüße

Sven Winkler

(Schulleiter)